
Dieser Guide ist Teil unseres Bitcoin Privacy Guides. Mehr dazu hier.
Bitcoin sicher aufbewahren— ist ein Thema das viele Vernachlässogen, mit möglichen Folgen für deine Privatsphäre oder sogar für die Profitabilität. Um Bitcoin richtig aufzubewahren und effektiv und sicher zu nutzen, ist es wichtig, zunächst zu verstehen, wie die grundlegende Struktur funktioniert.
Was sind Bitcoin-UTXOs?
Bitcoin-UTXOs (Unspent Transaction Outputs, auf Deutsch „nicht ausgegebene Transaktionsausgänge“) sind die Bausteine der Bitcoin-Blockchain und für jede Transaktion entscheidend. Immer wenn du Bitcoin empfängst, landet der Betrag in Form eines UTXOs in deiner Wallet. Jedes Mal, wenn du Bitcoin sendest, nutzt du dafür einen oder mehrere dieser UTXOs.
Um das besser zu verstehen, stelle dir deine Bitcoin-Wallet wie ein Portemonnaie vor. Es enthält verschiedene „digitale Geldscheine“ mit unterschiedlichen Beträgen, die du durch Transaktionen erhalten hast.
- Empfangen von Bitcoin: Bei jeder eingehenden Bitcoin-Transaktion bekommst du einen „digitalen Geldschein“ über einen bestimmten Betrag — das ist der UTXO.
- Bezahlen mit Bitcoin: Wenn du etwas bezahlen möchtest, verwendest du diese digitalen Geldscheine. Genau wie bei Bargeld kannst du nicht nur einen Teil eines Scheins verwenden. Nutzt du einen 10-€-Schein, um etwas für 7 € zu kaufen, gibst du den ganzen Schein her und erhältst 3 € Wechselgeld zurück. Genauso verhält es sich bei Bitcoin. Du kannst nur einen gesamten UTXO verwenden, um zu bezahlen. Möchtest du nur einen Teil an die andere Person senden, wird der ganze UTXO genutzt; die andere Person erhält ihren Teil, und das Wechselgeld bekommst du zurück—in Form eines neuen UTXOs. Wenn du etwas für 40 € kaufen möchtest und nur 10-€-Scheine hast, musst du diese kombinieren. Bei Bitcoin ist es ähnlich: Du kombinierst mehrere UTXOs, um den gewünschten Betrag zu erreichen, und die andere Person erhält einen UTXO in Höhe dieser Summe.
Wir haben uns bereits angesehen, wie eine Bitcoin-Transaktion aussieht. Betrachten wir das erneut und achten dabei auf die UTXOs.

Abbildung: Bob sendet an Alice UTXOs mit Wechselgeld

Abbildung: Bob sendet an Alice 3 UTXOs
Die Summe deiner UTXOs in der Wallet ergibt deinen Bitcoin-Bestand. Ebenso ergibt die Gesamtheit aller UTXOs in allen Wallets den gesamten Bitcoin-Bestand. Diese UTXOs bilden das Fundament der Blockchain: Jeder ist einzigartig und nur einmal verwendbar. Da die Blockchain öffentlich ist, kann jeder sehen, auf welchen Adressen welche UTXOs liegen und wohin sie übertragen wurden. Es ist möglich, die „Historie“ eines UTXOs zurückzuverfolgen und zu sehen, aus welchen vorherigen UTXOs er entstanden ist und wie sich Transaktionen entwickelt haben. UTXOs sind also sehr wichtig wenn du Bitcoin sicher aufbewahren möchtest.
Coin Control und Labeling
Nehmen wir an, du hast zwei unabhängige UTXOs in deiner Wallet, beide im Wert von 0,5 BTC. Wenn du nun 0,6 Bitcoin versenden möchtest, was passiert? Beide UTXOs werden verwendet: 0,6 BTC gehen an die andere Person, und 0,4 BTC erhältst du als Wechselgeld zurück. Soweit ist alles in Ordnung. Was geschieht jedoch, wenn du den einen UTXO über eine Börse gekauft hast, bei der deine Identität bekannt ist, und den anderen von einer Person, die als „böse“ eingestuft wird? Möchtest du diese wirklich vermischen beim Aufbewahren deiner Bitcoin?
Überwachungsfirmen, die die Blockchain analysieren und möglicherweise Zugriff auf Informationen von der Börse haben, erkennen, dass du beide UTXOs in einer Transaktion verwendet hast. Sie können daraus ableiten, dass dir beide UTXOs gehören, und diese Information an die Börse weitergeben. Sollte die Person, von der du einen UTXO erhalten hast, auf einer Sanktionsliste stehen, könnte dies für dich rechtliche Konsequenzen haben, und die Börse könnte sogar deinen Account sperren. Auch wenn es momentan nur wenige Sanktionen im Bitcoin-Handel gibt, könnten sich das in Zukunft ändern. Dieses Beispiel zeigt, wie eine einzelne Transaktion bereits viele Informationen über dich und deine bisherige Transaktionshistorie preisgeben und somit deine Privatsphäre gefährden kann.
Um diesen Fehler beim Aufbewahren von Bitcoin nicht zu machen, solltest du genau wissen, woher deine Bitcoins stammen: Ob von einer Börse mit KYC-Verfahren („Know Your Customer“), einer anderen Person oder einem anonymen Kauf. Da dies mit zunehmender Anzahl an UTXOs und Transaktionen komplex werden kann, hilft die Labeling-Funktion: Du markierst jeden empfangenen und gesendeten UTXO mit relevanten Informationen, zum Beispiel wo er gekauft wurde oder an wen er gesendet wurde. Das macht dann das Aufbewahren und Verwalten von deinen Bitcoin viel einfacher.
- In Sparrow Wallet kannst du dies direkt beim Senden oder Empfangen oder später unter „Transactions“ im Bereich „Label“ vornehmen.
Label: Gekauft am 18.01.2025 von Bob mit Cash
Coincontrol
Der nächste wichtige Schritt zum Aufbewahren von Bitcoin ist das sogenannte Coin Control: Durch gezielte Auswahl der UTXOs kannst du steuern, welche in einer Transaktion verwendet werden sollen.
- Gehe in Sparrow auf den Tab „UTXOs“ und wähle gezielt die UTXOs aus, die du versenden möchtest.
- Am besten nutzt du immer nur einen UTXO pro Transaktion. Falls mehrere nötig sind, um die gewünschte Summe zu erreichen, wähle bewusst UTXOs aus, die gut zusammenpassen. Achte dabei auf die Beschriftungen, um keine unerwünschten Kombinationen zu erstellen.
- Klicke dann unten rechts auf „Send Selected“. Dadurch werden nur die ausgewählten UTXOs in dieser Transaktion genutzt.
Dieser Prozess dauert kaum länger als eine Minute und verbessert deine Privatsphäre enorm. Die Beschriftungen werden ausschließlich in der Sparrow-App gespeichert, daher solltest du regelmäßige Backups dieser Daten vornehmen. Sie werden als Datei gespeichert und tragen den Namen deines Wallets, zum Beispiel BitBoxAccount01.mv.db. Unter Linux findest du diese Datei unter /home/user/.sparrow/wallets.
Adressen wiederverwenden
Nahezu alle Bitcoin-Wallets generieren jedes Mal, wenn du Bitcoins empfängst, eine neue Adresse. Du musst lediglich darauf achten, nicht dieselbe Adresse zweimal mit unterschiedlichen Personen zu verwenden. Denn auch das ist in der Blockchain sichtbar—siehe das obige Beispiel. Bitcoin-Adressen kosten nichts, und du hast davon unendlich viele zur Verfügung.
Transaktionsgebühren
Bei Bitcoin fallen für jede Transaktion Gebühren an. In den bisherigen Beispielen mit UTXOs haben wir diese Gebühren weggelassen, doch sie spielen eine entscheidende Rolle beim Aufbewahren von Bitcoin.
Die Gebühren für eine Transaktion hängen von zwei Faktoren ab: der Größe der Transaktion (in Bytes) und dem von dir gewählten Gebührensatz. Schauen wir uns beide genauer an.
Gebührensatz:
Den Gebührensatz kannst du frei wählen. Er bestimmt, wie viel du bereit bist, Minern zu zahlen, damit sie deine Transaktion in den nächsten Block aufnehmen. Miner sind profitorientiert und bevorzugen Transaktionen mit höheren Gebühren. So entsteht ein Marktpreis für den Gebührensatz. Aktuelle Gebührensätze kannst du auf mempool.space einsehen. Dort werden die Gebühren in hohe (nächster Block), mittlere (ca. in 3 Blöcken) und niedrige Priorität (ca. in 6 Blöcken) unterteilt. Diese Angaben zeigen, wie wahrscheinlich es ist, dass Miner deine Transaktion zeitnah verarbeiten. Hast du also Zeit, kannst du eine niedrige Gebühr wählen; ist eine sofortige Bestätigung wichtig, solltest du einen hohen Gebührensatz wählen. Bei Gebühren unterhalb der niedrigen Priorität kann es passieren, dass deine Transaktion erst nach Tagen oder Wochen bestätigt wird.

Transaktionsgröße:
Die Gebühr wird in Satoshis pro virtuellem Byte (sat/vB) angegeben. Das bedeutet, du zahlst X Satoshis (sat) pro virtuellem Byte (vB) der Transaktion. Die Satoshis sind der Gebührensatz, der mit der Größe der Transaktion multipliziert wird. Je größer die Transaktion, desto mehr zahlst du an Gebühren. Hier geht es nicht um den Betrag in Bitcoin, sondern um den Speicherplatz, den die Transaktion verbraucht. Dieser hängt davon ab, wie viele Input-UTXOs und Output-UTXOs verwendet werden. Verwendest du mehrere Inputs, zahlst du mehr Gebühren, als wenn du nur einen Input benutzt. Die genaue Größe deiner Transaktion kannst du auf der Webseite bitcoinops.org berechnen.
Beispiel Transaktion mit 3 Inputs und 2 Ouputs
Teil | Anzahl | Größe (vBytes) | Gesamt (vBytes) |
Header | 1 | 10 | 10 |
Inputs | 3 | 148 | 444 |
Outputs | 2 | 34 | 68 |
Gesamtgröße: 522 vBytes
Hier ein Beispiel für eine Transaktion mit 3 Input-UTXOs und 2 Output-UTXOs:
Du sendest einen Betrag an eine andere Person und erhältst den Rest als Wechselgeld zurück. Der Transaktionsheader ist immer vorhanden. Du siehst, dass Inputs deutlich mehr Platz einnehmen als Outputs. Warum ist das wichtig?
Verwendet eine Transaktion mehrere Inputs, steigen die Gebühren, da mehr Speicherplatz benötigt wird. Daher solltest du, wenn möglich, mit so wenigen Input-UTXOs wie nötig arbeiten, da diese den größten Speicherbedarf verursachen.
Derzeit sind die durchschnittlichen Gebührensätze mit etwa 3–20 sat/vB niedrig. Doch was passiert, wenn die Gebühren auf 300, 500 oder sogar 1.000 sat/vB ansteigen? In der Vergangenheit gab es bereits Phasen mit hohen Gebühren. Dann könnten einige UTXOs nicht mehr profitabel ausgegeben werden.
Beispielstransaktion von Bob zu Alice
Bob möchte 0,0181 BTC an Alice senden, und die Gebühren liegen bei 500 sat/vB. Bob hat einen UTXO von 0,004 BTC, den er nutzt: Alice erhält 0,001 BTC, und Bob bekommt 0,003 BTC abzüglich der Gebühren als Wechselgeld zurück. Die Transaktion benötigt 226 vBytes. Multipliziert mit 500 sat/vB ergibt das 0,00113 BTC an Gebühren. Damit werden 0,00113 BTC allein für die Transaktionsgebühr ausgegeben, und Bob erhält nur noch etwa 0,00187 BTC als Wechselgeld zurück. Über ein Viertel des ursprünglichen Betrags geht für Gebühren drauf—bei einer Transaktion im Wert von etwa 55 € (Stand Ende 2024).

Nehmen wir das Beispiel weiter: Nun hat Bob einen UTXO mit 0,00187 BTC und Alice einen mit 0,001 BTC. Wenn Bob erneut eine Transaktion sendet, kommen beim Empfänger nur noch etwa 0,00074 BTC an, da wieder 0,00113 BTC Gebühren abgezogen werden. Alice kann ihren UTXO gar nicht mehr verwenden, da dieser nur 0,001 BTC beträgt, die Gebühren aber bei 0,00113 BTC liegen.

In Zeiten hoher Gebühren—wie sie bereits in der Vergangenheit kurzzeitig auftraten und möglicherweise in Zukunft häufiger vorkommen, wenn Bitcoin weiter an Akzeptanz gewinnt—kann es schnell passieren, dass kleinere UTXOs nicht mehr profitabel ausgegeben werden können. Solche kleinen Beträge nennt man Dust-UTXOs.
Die beste minimale UTXO-Größe
Um sich dagegen abzusichern, solltest du frühzeitig darauf achten, dass deine UTXOs eine angemessene Größe haben. Im Internet findest du verschiedene Empfehlungen für Mindestbeträge. Ich empfehle mindestens 0,02 BTC pro UTXO.
Dies ist die Mindestmenge, damit bei Gebühren von 500 sat/vB maximal 5 % des Betrags für Gebühren anfallen. Hier die Rechnung:
– Transaktionsgröße: 226 vBytes
– Gebührensatz: 500 sat/vB
– Maximale Gebühr in Prozent: 5 %
– UTXO-Größe: Y
Berechnung:
Transaktionsgröße × Gebührensatz = (Maximale Gebühr in Prozent) × UTXO-Größe
226 vBytes × 500 sat/vB = 0,05 × Y
Y = 2.260.000 Satoshis = 0,0226 BTC
Ich empfehle also UTXOs von mindestens 0,02 BTC. Wenn du andere Werte einsetzt, kannst du deinen idealen Betrag finden. Bei einem monatlichen Sparplan von 100 € kann diese Anforderung schwierig sein. In diesem Fall musst du die UTXOs manuell zusammenführen. Dieser Prozess nennt sich UTXO-Konsolidierung.
UTXO-Konsolidierung
Kurz erklärt: Du sendest eine Transaktion, in der alle kleineren UTXOs zusammengeführt werden und als ein größerer UTXO an dich zurückgehen.
In der Sparrow Wallet gehst du wie folgt vor:
- Wähle im Reiter „UTXOs“ die gewünschten kleineren UTXOs aus.
- Unter „Receive“ kopierst du eine Empfangsadresse.
- Gehe zurück zum Tab „UTXOs“, klicke auf „Send Selected“, und gib die kopierte Adresse als Empfänger ein.
- Wähle einen niedrigen Gebührensatz, da es hier nicht auf sofortige Bestätigung ankommt.
- Klicke auf „Send“ und führe die weiteren Schritte wie gewohnt aus.
Passphrasen
Wie bereits erwähnt, kannst du beliebig viele Passphrasen verwenden. Diese ermöglichen dir flexiblere und geordnete Aufbewahrung deiner Bitcoin. Mehrere UTXOs in einer Wallet zu haben, die nicht miteinander verbunden werden sollen, birgt Risiken: Ein kleiner Fehler könnte sie unbeabsichtigt kombinieren und deine Privatsphäre gefährden. Daher ist es sinnvoll, unterschiedliche Wallets mit separaten Passphrasen zu nutzen.
– Wallet mit Passphrase01: Nutze diese für deine KYC-Bitcoins. Wenn du in der Vergangenheit Bitcoins über eine Börse mit KYC-Verfahren gekauft hast oder dies planst, kannst du sie hier speichern.
– Wallet mit Passphrase02: Für No-KYC-Bitcoins. Alle neuen Bitcoins, die du ohne Identitätsnachweis kaufst, kommen in diese Wallet, sodass KYC- und No-KYC-Coins strikt getrennt bleiben und nicht versehentlich vermischt werden.
– Wallet mit Passphrase03: Bei Bedarf kannst du für jede No-KYC-Methode eine eigene Wallet anlegen, z. B. eine für Einkäufe über RoboSats, eine für Peach und eine für Cashtrades. Alternativ könntest du eine *Bait-Wallet* mit einem kleinen Betrag anlegen, die du im Notfall an einen Angreifer übergeben kannst. Dies ist jedoch erst bei höheren Bitcoin-Beständen sinnvoll; in den meisten Fällen reichen zwei getrennte Wallets aus.
Jetzt hast die die Grundlagen für eine sichere und private Aufbewahrung von Bitcoin, ohne das du in Zukunft probleme wegen zu hohen Gebühren bekommst oder deine Privatsphäre verlierst. Um Bitcoin aber wirklich privat zu halten, solltest du dir eine eigene Node zusammenbauen und benutzen. Denn damit bist du nicht nur komplett unabhängig von anderen Parteien, sonder hast auch die maximale Privatsphäre beim Aufbewahren von Bitcoin.
Du kannst nicht warten, bis der nächste Artikel erscheint? Dann starte mit unserem Handbuch, dem Privacy Guide:
