
Dieser Guide ist Teil unseres Bitcoin Privacy Guides. Mehr dazu hier.
Bitcoin hat ein riesen Problem: Fehlende Privatsphäre. Von außen wird immer behauptet Bitcoin wäre anonym – was jedoch nicht stimmt – Bitcoin ist pseudonym. Hiergegen kann man sich mit einem sogenannten Bitcoin Coinjoin schützen.
Jeder kann einen Blockexplorer wie mempool.space nutzen, um alle Transaktionen der letzten Stunde oder sogar der letzten zehn Jahre einzusehen. Mit den richtigen Tools und genügend Know-how lassen sich diese Transaktionen analysieren und ein Bild von den Ausgabegewohnheiten einer Person erstellen. Genau das tun Blockchain-Analyse (Überwachungs) Firmen:
Sie leiten aus den Transaktionen ab, wem was gehört und wer was macht.
Spuren verwischen
Wenn du Bitcoins über eine Börse mit KYC (Know Your Customer) kaufst, werden diese Informationen direkt deiner Identität zugeordnet. Kaufst du No-KYC-Bitcoins, kennt der Verkäufer häufig die von dir genutzte Zahlungsmethode. Ist dieser Verkäufer ein Teil eines Geheimdienstes oder eines Blockchain-Überwachungsunternehmens, können auch hier viele Informationen über dich gesammelt werden.
Unser Ziel ist es also, nach einer Transaktion die deterministische Verbindung zur Vergangenheit zu brechen. Wenn jemand versucht, diese Transaktion nachzuverfolgen, soll er an einem Punkt feststecken, an dem es unzählige Möglichkeiten gibt, wie und wohin diese Bitcoins geflossen sein könnten. Diese Schritte machen jedoch nur wirklich Sinn, wenn du eine eigene Node betreibst. Andernfalls verlierst du zu viel Privatsphäre an den Betreiber deiner Node.
Ich möchte nochmals betonen, dass solche Techniken (wie Bitcoin Coinjoin) nicht per se illegal sind. Bitcoin ist ein freies System, in dem dir niemand helfen wird. Deshalb solltest du andere nicht wissen lassen, welches Vermögen du hast, um deine (auch physische) Sicherheit zu gewährleisten. Man ruft ja auch nicht in aller Öffentlichkeit hinaus, wie viel Bargeld man besitzt und wo es liegt – aus gesundem Menschenverstand.
Genau dieses Ziel wollen wir in diesem Artikel für Bitcoin erreichen. Dieser Artikel ist keine Anleitung für Geldwäsche.
Bitcoin CoinJoin
CoinJoin ist eines der ersten und bekanntesten Privacy-Tools im Bitcoin-Bereich. Dabei schließen sich mehrere Personen zusammen und erstellen eine gemeinsame Transaktion, bei der jeder seinen Betrag zurückerhält. Durch die Vielzahl an Eingängen (Inputs) und Ausgängen (Outputs) in einer solchen Transaktion ist es sehr schwierig zu bestimmen, welcher Output zu welchem Input gehört. Man kann höchstens verschiedene Möglichkeiten in Betracht ziehen, aber sicher wissen kann man es nicht.

Die Bitcoin CoinJoin-Technologie geriet 2024 stark ins Visier der Behörden. Die privatsphäreorientierte Samourai Wallet, bekannt für ihren Bitcoin CoinJoin-Service, wurde in diesem Jahr geschlossen. Es kam zu Verhaftungen und rechtlichen Maßnahmen gegen die Gründer unter dem Vorwurf, ein nicht lizenziertes Geldtransaktionsgeschäft zu betreiben und Geldwäsche ermöglicht zu haben.
Kurz darauf hat die Wasabi Wallet, eine weitere beliebte Bitcoin CoinJoin-Plattform, den Zugang für US-Nutzer blockiert. Diese Maßnahme folgte unmittelbar auf die behördlichen Aktionen gegen Samourai Wallet, da der Gründer von Wasabi ähnliche Vorwürfe vermeiden wollte. Kurz danach wurde Wasabi komplett geschlossen. Allerdings ist Wasabi zu einem vollwertigen Open-Source-Projekt geworden und wird in dieser Form weitergeführt.
CoinJoins stehen also im Fokus von Regierungen und Behörden. Es gibt wachsende Spannungen und einen Kampf gegen dieses Privacy-Tool. Obwohl CoinJoins nicht illegal sind, können sie bei manchen Institutionen Misstrauen erregen. Daher solltest du dir im Klaren sein, was du tust, wenn du CoinJoin verwendest.
Denn einen riesen Nachteil gibt es bei Bitcoin Coinjoins – Man sieht, dass du einen Coinjoin gemacht hast. Zwar weiß man nicht mehr wo genau deine Bitcoin danach hinkommen, aber man sieht, dass du etwas verschleiern wolltest. Leider regt genau das eine Menge verdacht und nachfragen an.
Bitcoin Sidechains
CoinJoin basieren vollständig auf dem Bitcoin-Hauptnetzwerk. Es gibt jedoch weitere Netzwerke wie Lightning und Liquid, die auf dem Bitcoin-Netzwerk aufbauen, aber unabhängig davon operieren und zusätzliche Möglichkeiten bieten, auch wenn man seine Spuren verwischen möchte.
Das Lightning Network ermöglicht schnelle und kostengünstige Bitcoin-Transaktionen. Da die Transaktionen off-chain, also außerhalb der Blockchain, abgewickelt werden, erhöht sich die Privatsphäre. Zahlungen werden ähnlich wie im Tor-Netzwerk weitergeleitet, sodass die Teilnehmer im Netzwerk diese kaum überwachen können. (Mehr dazu im Artikel „Das Lightning Netzwerk“.) Diese erhöhte Privatsphäre können wir nutzen.
Liquid, eine andere Zweitnetzwerk, wurde speziell für größere Transaktionen entwickelt und bietet vertrauliche Transaktionen. Dabei wird der Betrag einer Transaktion für Dritte verschleiert, sodass nur die beteiligten Parteien den Wert kennen. Die Transaktionen sind ebenfalls schnell und kostengünstig.
Durch die Nutzung dieser beiden Netzwerke kannst du kostengünstig, ähnlich wie bei Bitcoin CoinJoin, die deterministische Verbindung zur Vergangenheit trennen. Das heißt, du „wechselst“ deine On-Chain-Bitcoins ins Lightning Network oder das Liquid Network und daraufhin wieder zurück.
Dadurch kann von außen der Transaktionsfluss nicht mehr nachvollzogen werden. Du verschickst die Bitcoins durch verschiedene Netzwerke und verschleierst so, wohin sie gehen. Denn wenn du einmal eine Lightning Transaktion oder eine Liquid Transaktion machst, ist es sehr schwer nachzucollziehen wohin das Geld geht.
Dafür gibt es mehrere Dienste, die du nutzen kannst:
- Boltz (https://boltz.exchange): Ein non-custodial Dienst, der Swaps zwischen dem Lightning Network, Liquid und der Bitcoin-Blockchain ermöglicht. Boltz unterstützt private und schnelle Swaps zwischen verschiedenen Netzwerken.
- Muun Wallet (Mobile App): Eine Wallet, die sowohl On-Chain- als auch Lightning-Bitcoin-Transaktionen integriert. Sie ermöglicht es dir, automatisch zwischen On-Chain und Lightning zu wechseln.
- FixedFloat (https://ff.io/): Ein Instant-Tauschdienst, der Swaps zwischen Lightning und On-Chain-Bitcoin bietet. Der Dienst ermöglicht schnelle und anonyme Transaktionen mit einer benutzerfreundlichen Oberfläche.
- Aqua Wallet (Mobile App): Eine non-custodial Wallet, speziell für das Liquid Network entwickelt. Sie unterstützt Liquid-Bitcoin (L-BTC) sowie andere Liquid-Assets wie Token. Diese Funktion bietet eine ähnliche Privatsphäre wie CoinJoin, da sie die Rückverfolgbarkeit der Transaktionen erschwert und die Verbindung zu früheren Adressen verschleiert.
Angenommen, Alice hat von Bob On-Chain-Bitcoins erhalten. Sie zahlt diese in die Muun Wallet ein. Dann sendet sie die Bitcoins über das Lightning Network zu Boltz.exchange und erhält die Summe auf eine Bitcoin-Adresse, die sie zuvor angegeben hat.
So hat sie die Verbindung zu Bob komplett getrennt; er kann nicht nachvollziehen, ob sie die Bitcoins noch besitzt, was sie damit macht oder welche Transaktionen durchgeführt wurden. Er weiß nur das sie an die Muun-Wallet gingen, die Lightning Transaktion kann er nicht nachverfolgen.
Allerdings gibt es in diesem Beispiel ein potenzielles Problem:
Bob hat Alice 2.2222 Bitcoins geschickt, eine Summe, die er sich leicht merken kann. Alice führt den Tausch durch und hat am Ende 2.2221 Bitcoins auf ihrer Adresse, bedingt durch Gebühren. Sie swapt zwischen Lightning und Bitcoin und Bob kann diese Transaktionen nicht nachvollziehen. Jedoch schaut sich Bob einen Tag später im Blockexplorer um, sieht eine Transaktion über 2.2221 Bitcoins und vermutet, dass diese Transaktion zu Alice gehört. Er kann nicht zu 100% sicher sein, aber er geht davon mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon aus.
Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass eine Privatperson eine solche Verbindung herstellen kann, können Blockchain-Überwachungsfirmen das ohne Probleme tun. Sie verfügen über Tools und achten auf übereinstimmende Beträge. Dagegen musst du dich schützen.
Um dies zu vermeiden, sendest du den vollen Betrag an die Muun Wallet, transferierst jedoch nur einen Teil davon zu Boltz und erhältst entsprechend einen kleineren Betrag als On-Chain-Transaktion.
Ein Teil bleibt in der Muun Wallet. Beim nächsten Mal, wenn du wieder Geld erhältst, überweist du es erneut auf die Muun Wallet. Jetzt hast du die „neuen“ Bitcoins sowie den Rest der „alten“ Bitcoins dort liegen.
Du sendest beide Beträge zusammen an Boltz.exchange und erhältst eine größere Summe auf deine Adresse. Auch hier ist die Verbindung getrennt, und aufgrund der unterschiedlichen Beträge kann man keine Rückschlüsse ziehen.
Eine weitere Möglichkeit ist es, auch auf verschiedene Coins zu setzen, um Swaps durchzuführen. Anstelle die Bitcoin mit Lightning zu swappen, kann man zum Beispiel zu Monero (Bekannt für seine Privatsphäre) wechseln und dann wieder zurück. Der Prozess hier ist auch sehr ähnlich.
Diese Swaps erreichen das Gleiche wie ein Bitcoin CoinJoin, sehen aber aus wie einfache Transaktionen. Gebührenmäßig gibt es keinen großen Unterschied. Daher kannst du auf Swaps setzen, um dich vor Überwachungsfirmen zu schützen.
Wenn du diesen Guide bis hierhin gefolgt bist, hast du schon alles um deine Bitcoin sicher, privat und anonym zu kaufen, zu verwahren und die Spuren zu verwischen. Also kurzum, wenn du nur dein Geld sicher und unabhängig aufbewahren möchtest, dann bist du schon sehr weit gekommen. Jedoch wollen viele auch noch ihre Bitcoin irgendwann ausgeben, und genau dann machen die meisten Fehler. Im nächsten Artikel erfährst du, wie genau du das angehen solltest, um deine Privatsphäre nicht auf dem Weg liegen zu lassen.
Du kannst nicht warten, bis der nächste Artikel erscheint? Dann starte mit unserem Handbuch, dem Privacy Guide:
