
Dieser Blogartikel ist Teil unseres Privacy Einsteiger Guides. Mehr dazu hier.
Leider merken wir zu oft dass viele Teilnehmer an unseren Workshops und Einzelterminen unwissend ihre komplette Privatsphäre wegen ihrem Browser preisgeben. So auch eine Teilnehmerin, Emma. Sie merkte über die Zeit dass jede Webseite die sie besuchte irgendwie eine Menge über sie wusste. Nachdem sie nach neuen Schuhen auf Amazon suchte, waren auf einmal alle Anzeigen auf Facebook über Schuhe. Sie las einen Blogartikel über eine gesunde Lebensweise und paar Stunden später hatte sie in ihrem Gmail-Postfach Werbung für Nahrungsergänzungsmittel. Die ganze Werbung war stark an ihre Interessen geknüpft, und das auch auf Seiten, die sie noch nie zuvor besucht hatte. Zuerst dachte sie, es wäre nur Zufall, aber nach einer Weile fühlte sie sich stark überwacht.
Nach einem kurzen Blick auf ihren Laptop war klar: sie benutzte den Standard-Browser, der jeden einzelnen Klick überwachte und speicherte. Dieser Browser sammelte alle ihre Daten und verkaufte sie an verschiedene Werbetreibende. Die Lösung war einfach: ein Browser, der die Privatsphäre schützt, anstatt sie auszunutzen.
Emma wechselte ihren Browser und aus dem Nichts verschwanden die spezialisierten Anzeigen. Und nicht nur das: einige Wochen später bedankte sie sich auch dafür, dass sie gemerkt hatte, dass die Suchergebnisse viel breiter gestreut waren und keinen Bias mehr enthielten. Sie bekam wieder ein weites Spektrum an Perspektiven und Quellen, anstatt nur das, was der Algorithmus dachte, dass sie sehen wollte. Sie hatte ein enormes Maß an Privatsphäre und Freiheit zurückgewonnen, nur durch das Wechseln ihres Browsers.
Zurzeit hat Google Chrome die meisten Nutzer, aber es ist eigentlich nur eine Software gebaut für Spionage und geht manchmal so weit, die Kamera und das Mikrofon anzuschalten, während man im Internet ist. Stattdessen kannst du die gleiche Leistung, Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit mit einer massiven Verbesserung in Sachen Privacy erhalten, indem du zu Brave, Firefox oder Mullvad wechselst. Dieser Wechsel kann erstmal ungewohnt sein, aber die Lernkurve ist sehr steil und du gewöhnst dich schnell daran.
Brave vs. Firefox vs. Mulvad
Die Wahl des „besten“ Browsers ist ein heißes Thema. Egal welchen Browser wir empfehlen, wird es immer jemanden geben, der sagt, wir hätten einen anderen empfehlen sollen. Hier sind unsere Anforderungen an einen guten Browser:
- Muss open-source sein
- Muss automatische Updates unterstützen
- Muss auf Linux, Mac und Windows verfügbar sein
- Die verschiedenen Privacy-Einstellungen sollten nicht das Nutzererlebnis negativ beeinflussen
- Muss Drittanbieter-Cookies blocken
Unsere Empfehlung ist, einen dieser drei Optionen zu verwenden. Firefox ist eine gute Alternative für Google Chrome fürs tägliche Browsen, Mullvad ist ideal für höchste Privatsphäre und Brave ist eine gute Wahl, wenn man einen Chromium-Browser will.
Firefox | Empfehlung für Browser Privatsphäre
Wir empfehlen Firefox für die meisten Nutzer. Firefox bietet starke Einstellungen für die Privatsphäre, ohne das Nutzererlebnis zu beeinträchtigen. Es ist auch der Browser, den wir selbst am häufigsten verwenden.

Öffne den Firefoxbrowser und folge diesen Schritten:
- Klicke oben rechts auf das Menü (drei Striche) und wähle „Einstellungen“ aus.
- Unter „Allgemein“:
- Deaktiviere die Optionen „Erweiterungen während des Surfens empfehlen“ und „Funktionen während des Surfens empfehlen“, indem du die Häkchen entfernst.
- Wähle im Menü links „Startseite“
- Setze bei „Startseite und neue Fenster“ sowie „Neue Tabs“ die Option auf „Leere Seite“.
- Deaktiviere alle Inhalte der Firefox-Startseite.
- Wähle im Menü links „Suche“
- Lege „DuckDuckGo“ als Standard-Suchmaschine fest.
- Deaktiviere alle Optionen unter „Suchvorschläge“ und „Adressleiste“, um zu verhindern, dass Anfragen direkt an Google weitergeleitet werden und um die Google-API für Suchvorschläge zu blockieren.
- Wähle im Menü links „Datenschutz & Sicherheit“
- Wähle die Einstellung „Streng“.
- Aktiviere beide Optionen unter „Datenschutzeinstellungen für Websites“.
- Setze ein Häkchen bei „Cookies und Website-Daten“ (dies bewirkt, dass alle gespeicherten Daten beim Schließen von Firefox gelöscht werden; Ausnahmen kannst du unter „Ausnahmen verwalten“ hinzufügen, z. B. für proton.me, um eine erneute Anmeldung bei E-Mails zu vermeiden).
- Deaktiviere alle Optionen unter „Passwörter“ und „Automatisch ausfüllen“.
- Unter „Chronik“ deaktiviere alles außer „Die Chronik löschen, wenn Firefox geschlossen wird“.
- Klicke bei „Berechtigungen“ rechts neben „Standort, Kamera, Mikrofon und Benachrichtigungen“ auf „Einstellungen“, aktiviere die Option „Neue Anfragen blockieren“ und speichere die Änderungen.
- Deaktiviere alle Optionen unter „Datenerhebung durch Firefox“ und „Sicherheit“.
- Aktiviere den „Nur-HTTPS-Modus in allen Fenstern“.
Diese Einstellungen für Privatsphäre und Sicherheit reichen für die meisten aus. Wenn du maximale Privatsphäre erreichen möchtest, kannst du noch weitere Einstellungen vornehmen. Diese führen jedoch dazu, dass manche Seiten nicht mehr richtig funktionieren. Deswegen reichen diese Einstellungen für die meisten aus, die speziellen weiteren Einstellungen findest du hier.
Mit diesen Anpassungen hast du deinen Firefox Browser optimal für sicheres und privates Surfen konfiguriert. Firefox bietet von Haus aus bereits ein hohes Maß an Sicherheit und Privatsphäre. Die beschriebenen Schritte richten sich an alle, die ihre Sicherheit noch weiter erhöhen möchten.06
Mullvad Browser
Der Mullvad Browser ist eine Version des Tor-Browsers, aber ohne sich mit dem Tor-Netzwerk zu verbinden. Für alle, die ein sehr hohes Maß an Privatsphäre wollen, ist der Mullvad Browser die Empfehlung. Dieser wurde speziell für VPN-Nutzer entwickelt, um die Vorteile einer hohen Anonymität vom Tor-Browser weiterzugeben, ohne den Nachteil der langen Ladezeiten.
Der Mullvad Browser sieht für jeden Nutzer genauso aus wie jeder andere, und die Standard-Einstellungen bieten alles, was man sonst immer selber einstellen muss. Deswegen empfehlen wir auch nicht, irgendwelche Einstellungen zu ändern, sonst fällt man wieder auf. Man sollte nur zwischen „Standard“, „Safer“ und „Safest“ wählen, je nach den persönlichen Anforderungen.

Brave Browser
Der Brave Browser ist auf dem Chromium-Web-Browser aufgebaut, weswegen wir ihn empfehlen für alle, die keine große Änderung zum Google Chrome-Browser auf sich nehmen wollen, aber trotzdem ihre Privatsphäre schützen. Direkt nach dem Herunterladen hat Brave schon ziemlich gute Einstellungen zur Privatsphäre, sowie Werbeblocker. Jedoch solltest du ein paar mehr Einstellungen vornehmen, um das Maximum aus dem Brave Browser zu holen.

- Klicke oben rechts auf das Menü (drei Striche) und wähle „Settings“ aus.
- Unter „Appearance“:
- Deaktiviere alles unter „Toolbar“ außer „Always show full URLs“
- Unter „Shields“
- Wähle „Aggressive“ unter „Tracker & ads blocking“ aus
- Wähle „Strict“ unter „Upgrade connections to HTTPS“
- Aktiviere alle Haken unter „Shields“
- Deaktiviere alles unter „Social Media Blocking“
- Unter „Privacy and security“
- Deaktiviere „Use Google services for push messaging“
- Deaktiviere alles unter „Data Collection“
- Aktiviere „Auto-redirect AMP pages“ und „Auto-redirect tracking URLs“
- Aktiviere „Prevent sites from fingerprinting me based on my language preferences“
- Unter „Search Engine“
- Deaktiviere alles.
Durch diese Einstellungen hast du ein sehr ähnliches Nutzererlebnis wie mit dem Chrome-Browser, jedoch mit einer hohen Privatsphäre.
Erweiterungen für Browser Privatsphäre
Im nächsten Abschnitt stellen wir Browser-Erweiterungen vor, die zusätzlichen Schutz und Komfort bieten.
uBlock Origin
Das erste unverzichtbare Add-on, das ich auf jedem Computer installiere, ist uBlock Origin. Dieses Tool blockiert nicht nur Werbung, sondern auch zahlreiche Tracking-Skripte sowie andere potenziell schädliche Skripte. Es hilft effektiv dabei, euch gegen Tracking, bösartigen Code, das Senden von Standortdaten und viele weitere Prozesse zu schützen, die eure Privatsphäre und Sicherheit gefährden könnten. uBlock Origin ist kostenlos, vollständig Open Source und bietet umfangreiche Anpassungsmöglichkeiten. Schon mit den Standardeinstellungen wird ein hohes Maß an Privatsphäre und Sicherheit gewährleistet. Es ist möglich, noch weitergehende Funktionen zu deaktivieren, allerdings kann dies dazu führen, dass bestimmte Webseiten nicht mehr korrekt funktionieren.
Um uBlock Origin zu installieren, wähle in den Firefox-Einstellungen den Punkt „Erweiterungen & Themes“ (unten links) aus, suche nach „uBlock Origin“ und installiere die Erweiterung. Alternativ kannst du uBlock Origin direkt über die Webseite hinzufügen. Dieser Schritt sorgt für einen weiteren wichtigen Schutz gegen unerwünschte Inhalte und Tracking.
Firefox Container Tabs
Ein weiteres essenzielles Plugin, das man auf jedem Computer installieren und täglich verwenden solltet, ist Multi-Account Containers. Die Installation erfolgt ähnlich wie bei uBlock Origin. Suche nach „Multi-Account Containers“ oder gehe direkt auf die Webseite. Wie der Name sagt ist dieses Addon nur für den Firefox Browser gemacht.
Dieses Plugin ermöglicht es, Tabs im Browser zu separieren, ohne den Browser neu starten oder alle Daten löschen zu müssen. Doch warum ist das wichtig?
Jedes Mal, wenn du eine Webseite öffnest, nutzt und auch eventuell anmeldest, werden Daten gespeichert – oft in Form von Cookies. Selbst wenn du alle Cookies ablehnst, sammeln Webseiten dennoch zahlreiche Informationen. Das größte Problem besteht darin, dass verschiedene Webseiten diese Daten untereinander austauschen, um dir beispielsweise gezielte Werbung anzuzeigen. So kann es passieren, dass du auf Facebook Werbung für Kaffeemaschinen siehst, nachdem du bei Amazon nach Kaffeemaschinen gesucht hast.
Multi-Account Containers löst dieses Problem, indem es dir ermöglicht, verschiedene Tab-Umgebungen zu erstellen, die nicht miteinander kommunizieren. So kannst du im „Shopping“-Tab nach Kaffeemaschinen suchen, ohne dass der im „SocialMedia“-Container geöffnete Facebook-Tab davon etwas mitbekommt.
Nach der Installation kannst du über das Erweiterungssymbol oben rechts den gewünschten Container-Tab auswählen. Die Standardauswahl enthält Container wie Freizeit, Arbeit und Einkaufen, kann aber individuell angepasst werden. Ich selbst verwende zehn Tabs, die von 01 bis 10 nummeriert sind.
Über das Container-Menü, das du durch Klicken auf „Tab-Umgebungen verwalten“ aufrufst, kannst du neue Container-Tabs erstellen, bearbeiten oder löschen.
Jetzt haben wir einen guten Browser, ein großer Schritt in Richtung Privatsphäre ist gemacht. Als nächstes schauen wir uns das oft vernachlässigte Thema Passwörter an.